Meterlange Arkadengänge, genannt "I Portici" bilden eine Flanierfläche von fast 40 Kilometern in der Innenstadt von Bologna.
Darunter kann man durch die Innenstadt schlendern, die Auslagen der Geschäfte genießen oder gemütlich vor kleinen Cafés und Kneipen sitzen. Im Sommer spenden sie Schatten, im Winter schützen sie Spaziergänger vor Regen.
Die Portici sind in unterschiedlichen Epochen entstanden und unterscheiden sich daher optisch stark voneinander. Von mittelalterlichen Stützstreben aus Holz, bis hin zu massiven Steinsäulen und aufwendigen Deckenfresken kann man einen bunten Stilmix erleben.
Zwölf der zusammenhängende Arkadengänge aus verschiedenen Jahrhunderten gehören seit 2021 zum UNESCO-Weltkulturerbe (www.comune.bologna.it/portici-patrimonio-mondiale/). Wer hier spaziert, sollte den Blick nach oben nicht vergessen, denn die gewölbten Decken sind teilweise reich verziert.
Strada Maggiore
Einen der längsten und vielseitigsten Spazierwege unter Arkaden im Stadtzentrum bildet die Strada Maggiore, die dem Verlauf der ehemaligen römischen Via Emilia stadteinwärts folgt. Vom ehemaligen Stadttor Porta Maggiore im Südosten durchwandert man innerhalb kürzester Zeit mehrere Epochen italienischer Baukunst.
Der Quadriportikus, der die Chiesa Santa Maria dei Servi umschließt, entstand Ende des 14. Jahrhunderts und fällt schon allein wegen seiner Größe aus dem Rahmen. Hier findet jeden Dezember ein beliebter Weihnachtsmarkt statt.
Eine der ältesten romanisch-gotischen Holzarkaden aus dem 13.-14. Jahrhundert findet sich bei der Passage Corte Isolani. Spaziert man durch die Passage, gelangt man auf die Pizza Santo Stefano mit grazilen Arkaden aus der Renaissance. Hier kann man auch länger verweilen, sich umschauen oder im Café sitzen, denn der Platz gehört zu den schönsten in Bologna.
Die Strada Maggiore mündet im Zentrum der Stadt, bei den Wahrzeichen Due Torri. Die beiden Türme werden momentan aufwendig restauriert, da sie aufgrund von Absenkung vom Einsturz bedroht sind.Von dort aus kann man nordöstlich in die Via Zamboni abbiegen, die ins Universitätsviertel führt. Auch hier durchwandert man Arkaden in unterschiedlichem Stil, die zum Teil die Eingänge von historischen Palästen überdachen.
Der Palazzo Malvezzi de' Medici an der Piazza Rossini stammt aus dem 16. Jh. und wurde im 18. Jh. vom Marquis Giuseppe Maria Malvezzi de' Medici verändert. Er ist heute Sitz der Verwaltung der Metropolstadt Bologna (Città metropolitana di Bologna).
Im Erdgeschoss des Palazzo Magnani aus der Spätrenaissance gibt es eine Gemäldegalerie. Wesentlich filigraner sind die Arkaden der Chiesa San Giacomo Maggiore gleich gegenüber, aus den Jahren 1477-1479, die korinthischen Säulen ähneln.
Vorbei am Teatro Communale und dem Hauptgebäude der Universität Palazzo Poggi mit etlichen Museen, führt die Straße bis zum ehemaligen Stadttor Porta Donato.
Wer sich noch ein Beispiel modernerer Arkaden aus dem 19. und 20. Jh. anschauen möchte, findet diese rund um die Piazza Cavour. Die Vorbauten der renommierten Banca Italia sind mit vergoldeten Fresken verziert, die wichtige Persönlichkeiten aus der Bologneser Geschichte zeigen, wie z.B. den Wissenschaftler Marcello Malphighi (1628-1694).
Ihre Entstehung verdanken die Arkadengänge einem auch heute noch gut bekannten Problem - nämlich der innerstädtischen Wohnungsnot! Bologna, das mit dem Archiginnasio aus dem Jahr 1088 die älteste Universität Westeuropas aufwarten kann, erlebte einen ununterbrochenen Zuzug von Gelehrten und Studenten, die es schwierig hatten, eine Bleibe zu finden.
Um mehr Wohnraum zu schaffen, bauten Hauseigentümer an die bestehenden Häuser an - und zwar mit Vorliebe in den oberen Stockwerken, denn die Fußwege gehörten der Stadt und mussten für alle Bürger nutzbar sein. Bautechnisch bedeutete dies, dass man die angebauten Zimmer irgendwie von unten stützen musste. Im Mittelalter nutzte man dafür noch diagonal gesetzte Holzstreben, später Steinsäulen.
Solange der Platz unter den Streben und Säulen weiterhin nutzbar blieb, wurden diese Anbauten geduldet. Außerdem erwiesen sie sich als praktischer Wetterschutz für Handwerker und Geschäftsleute, die dort Werkstätten und Läden betrieben. Die Versuche, die Arkadenbauten zu regulieren blieben weitgehend erfolglos. Man baute sie weiter so, wie sie nützlich und bezahlbar waren, es gab keine durchgreifende Bürokratie, die Verbote durchsetzte oder gar Bauten abreissen liess.
Heute wäre das städtische Leben von Bologna ohne die Portici kaum denkbar. Alljährlich gibt es ein Festival, das die Arkaden mit zahlreichen Kulturveranstaltungen zelebriert (www.bolognaporticifestival.it).
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